FU|Nachrichten
Das Magazin der
Freien Universität Berlin
21. April 1999


 
Zum Tode von Prof. Dr. Margret M. Baltes

Am 28. Januar 1999 ist Prof. Dr. Margret M. Baltes an einem wie immer arbeitsreichen und termingefüllten Tag kurz vor ihrem 60. Geburtstag gestorben. Ihr Tod erfüllt ihre Familie und alle Mitarbeiter mit großer Trauer. Wenige Stunden zuvor hatte der Geschäftsführende Direktor der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik der Freien Universität Berlin mit ihr über die Planung einer kleinen akademischen Geburtstagsfeier gesprochen. Seit 1984 leitete Prof. Baltes die Forschungsgruppe Psychologische Gerontologie in der Abteilung für Gerontopsychiatrie der Klinik und hatte sie konsequent und außerordentlich erfolgreich aufgebaut und zu einem tragenden Pfeiler des Forschungsschwerpunktes Alterspsychiatrie der Klinik entwickelt. Die wissenschaftlichen Ergebnisse der von ihr geleiteten Forschungsgruppe haben große internationale Resonanz gefunden, und ihre Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, hatte zu ehrenvollen Berufungen in viele Beratungsgremien geführt. Sie hat davon nie Aufhebens gemacht, aber die Fülle ihrer Aktivitäten wurde uns schlagartig bewußt, als wir jetzt ihre unmittelbar nächsten Termine bei Beratungsgremien der Bundesregierung und der Europäischen Kommission absagen mußten. Als letztes großes Projekt hatte sie das Graduiertenkolleg "Psychische Potentiale und ihre Grenzen im Alter" initiiert, den Lehrkörper zusammengebracht, den umfangreichen Antrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft zum Erfolg geführt und das bewilligte Kolleg mit Beginn des laufenden Semesters tatkräftig auf den Weg gebracht. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses für die Alternsforschung war ihr besonderes Anliegen. Die Kollegiaten dieses Kollegs haben dieses Engagement gespürt und werden die Erinnerung an Prof. Baltes ebenso dankbar bewahren wie alle Kollegen innerhalb und außerhalb der Universität, die mit ihr zusammengearbeitet haben. Im Zentrum ihrer Forschung stand das Konzept einer positiven Bewältigung des Alterns durch Kompensation von nicht ausbleibenden Einschränkungen und Verlusten mit Hilfe einer selektiven Optimierung der verbleibenden Ressourcen, ein Konzept, das Margret Baltes zusammen mit ihrem Mann, Prof. Paul Baltes, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, entwickelt und durch empirische Studien konkretisiert und verifiziert hat. Zu diesem Ansatz hat sie diese seit 1989 durchgeführte Berliner Altersstudie mit eigenen Ideen und stets wachem kritischen Geist fruchtbar beeinflußt, deren Träger nach der Wende die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften ist. Als Mitglied des Institutsrats der Klinik war sie mit ihrer ruhigen und ausgleichenden Persönlichkeit immer um Lösungen der sich in den letzten Jahren häufenden konfliktträchtigen Probleme bemüht. Es wird sehr schwer sein, die Lücke zu schließen, die ihr Tod hinterlassen hat. Die Mitarbeiter der Psychiatrischen Klinik und Poliklinik trauern um Margret Baltes und fühlen sich in dieser Trauer der Familie Baltes tief verbunden.

Prof. Dr. med. Siegfried Kanowski
FB Humanmedizin
Psychiatrische Klinik/Gerontopsychiatrie

 

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